Hamburg Altstadt St. Petri

Hamburg Altstadt St. Petri

Ausnahmsweise kam ich am Mittwochmorgen mal zwei Minuten zu spät zum ZOB, unserem Treffpunkt. Ich hatte mich innerlich schon auf ein Donnerwetter eingestellt, denn eigentlich sollten wir Gästeführer in Hamburg ja schon vor unseren Gästen am Treffpunkt sein. Doch Marcel, der Busfahrer sagte nur: „Das ist doch nur eine Minute, das ist doch kein Problem!“ – Da wusste ich, ach ja, ich fahre mit Schweizern, nicht mit Deutschen. Die Stadtrundfahrt in Hamburg konnte also starten. Nachdem wir um die Außenalster durch eines von Hamburgs Nobelvierteln gefahren waren und Bekanntschaft mit Straßennamen wie „Bellevue“ und „Schöne Aussicht“ gemacht hatten, konnten wir das Islamische Zentrum in Hamburg, sowie die Außenalster bei strahlendem Sonnenschein bewundern. Für meine Stadtrundfahrten in Hamburg bestelle ich – als qualifizierte Gästeführerin natürlich immer Sonne :-). Nach einem Blick auf das Hotel Atlantic, der dauerhaften Heimat Udo Lindenbergs, konnten wir den Michel (offizieller Name: St. Michaelis) von innen bestaunen. Direkt von dieser heiligen Stätte fuhren wir dann über die „Sündige Meile“, die Reeperbahn, das ehemalige Niemandsland zwischen Hamburg und Altona, das heute von den Hamburgern „Kiez“ genannt wird. Leider konnten wir die Große Freiheit nicht durchfahren, da dort gerade LKWs ihre Waren anlieferten. Trotzdem konnten wir schon einen Ausblick auf den Abend erhaschen. Runter zum Hafen, am Fischmarkt vorbei passierten wir Blohm + Voss, Hamburgs größten Arbeitgeber im Hafen, dem zweitgrößten Hafen Europas.

Hamburg-Neustadt-FleetDass dieser Hafen mit dem Tidenhub von ca. 3,60 m zu kämpfen hat, sieht man auch an den Landungsbrücken, die wir kurz darauf auf der rechten Seite hinter dem Alten Elbtunnel erblickten. Links die älteste U-Bahn Hamburgs (aufgrund ihrer überirdischen Streckenführung auch Hochbahn genannt), rechts die Museumsschiffe Rickmer Rickmers und Cap San Diego. – Diese Hamburg Tour beinhaltet alle Highlights Hamburgs – Über die Kornhausbrücke tauchten wir in die Speicherstadt ein. Hier am westlichen Ende erkennt man noch nicht so viel vom frisch gebackenen UNESCO-Weltkulturerbe, erst als wir zwischen der „alten“ Speicherstadt und der „hypermodernen“ HafenCity hindurch Richtung Osten fuhren, tauchten die alten Speicher des ehemaligen Freihafengebiets vom Ende des 19. Jahrhunderts auf. Doch auch die HafenCity mit ihren unterschiedlichen Gebäuden ist ein Blickfang. Elphi (offizieller Name: Elbphilharmonie), Cruise Terminal, Marco-Polo-Tower; das neue Stadtviertel wird bis zum Jahr 2025 noch in Richtung Osten bis zu den Elbbrücken ausgebaut.

An den Deichtorhallen vorbei kamen wir dann über die Mö (offizieller Name: Mönckebergstraße), der umsatzstärksten Einkaufsstraße Hamburgs, zur Keimzelle Hamburgs. Dort, wo im 9. Jahrhundert die erste Kapelle des Ortes stand, steht nun die St. Petri-Kirche und hält das geschäftige Treiben um sie herum standhaft aus. Wir parkten vor dem Rathaus, das Ende des 19. Jahrhunderts nach ca. 50-jähriger Bauzeit fertiggestellt worden war, nachdem im Großen Brand 1842 das alte gesprengt worden war. Mit seinem Markt und den Arkaden sollte das Stadtzentrum etwas italienische Flair nach Norddeutschland holen. Hier endete unsere Vormittagstour und jeder ging seiner Wege… bis…

Boxkeller in der RITZE

Boxkeller in der RITZE

… wir uns am Abend an den Landungsbrücken wiedertrafen, um die Reeperbahn noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Nachdem wir Hamburgs höchsten „Innenstadtberg“ erklommen hatten, ruhten wir uns etwas vor dem Bernhardt-Nocht-Institut für Tropenmedizin, dem Tropeninstitut von Weltruhm, etwas aus. Hier hörten meine Gäste bereits erste Informationen zur Reeperbahn, der Prostitution und dem Gegensatz zwischen Hamburg und Altona. Durch die Davidstraße passierten wir auch die für Frauen „verbotene“ Herbertstraße und kamen dann an der Davidwache, der Hauptwache der Reeperbahn an. Von dort aus machten wir einen kleinen Abstecher in eine der Seitenstraßen, die mittlerweile häufiger von Hamburgern genutzt werden, um den ca. 200.000 Besuchern am Wochenende auszuweichen. Auf der „Rückseite“ der Großen Freiheit hielten wir kurz am ehemaligen Israelitischen Krankenhaus an und betraten dann von Norden die Große Freiheit. Noch ein Blick auf die katholische Kirche St. Josef und auf den ehemaligen Star Club entschieden wir uns, an der Olivia Jones Bar vorbeizugehen und in einer traditionellen Kneipe – der Ritze, ein Schnäpschen zu uns zu nehmen. Ein Hamburger Original sollte es sein: Helbings Kümmel. Bei der Gelegenheit konnten wir auch den berühmten Boxkeller besichtigen, der sonst geschlossen ist.

Und dann war der schöne Ausflug schon wieder vorbei… Ich verabschiedete mich, während meine Gäste noch den Kiez unsicher machten, und hoffe, dass Sie wiederkommen werden – in die schönste Stadt der Welt!