Pünktlicher als die Deutschen war meine Schweizer Gruppe am Dienstagmorgen am ZOB, unserem Treffpunkt. Wir konnten dementsprechend starten, doch der Verkehr hielt uns etwas auf. Nachdem wir um die Außenalster durch eines von Hamburgs Nobelviertel gefahren waren und Bekanntschaft mit Straßennamen wie „Bellevue“ und „Schöne Aussicht“ gemacht hatten, konnten wir den Michel (offizieller Name: St. Michaelis) von innen bestaunen. Direkt von dieser heiligen Städte fuhren wir dann über die „Sündige Meile“, die Reeperbahn, das ehemalige Niemandsland zwischen Hamburg und Altona, das heute von den Hamburgern „Kiez“ genannt wird. Eine kurze Fahrt durch die Große Freiheit ließ uns schon einen Ausblick auf den Abend erhaschen. Runter zum Hafen, am Fischmarkt vorbei passierten wir Blohm + Voss, Hamburgs größten Arbeitgeber im Hafen, dem zweitgrößten Hafen Europas.
Dass dieser Hafen mit dem Tidenhub von ca. 3,60m zu kämpfen hat, sieht man auch an den Landungsbrücken, die wir kurz darauf auf der rechten Seite hinter dem Alten Elbtunnel erblickten. Links die älteste U-Bahn Hamburgs (aufgrund ihrer überirdischen Streckenführung auch Hochbahn genannt), rechts die Museumsschiffe Rickmer Rickmers und Cap San Diego. Über die Niederbaumbrücke tauchen wir in die Speicherstadt ein. Hier am westlichen Ende erkennt man noch nicht so viel vom frisch gebackenen UNESCO-Weltkulturerbe, erst als wir zwischen der „alten“ Speicherstadt und der „hypermodernen“ HafenCity hindurch Richtung Osten fuhren, tauchten die alten Speicher vom Ende des 19. Jahrhunderts auf. Doch auch die HafenCity mit ihren unterschiedlichen Gebäuden ist ein Blickfang. Elphi (offizieller Name: Elbphilharmonie), Cruise Terminal, Marco-Polo-Tower; das neue Stadtviertel wird bis zum Jahr 2025 noch in Richtung Osten bis zu den Elbbrücken ausgebaut.
An den Deichtorhallen vorbei kamen wir dann über die Mö (offizieller Name: Mönckebergstraße), der umsatzstärksten Einkaufsstraße Hamburgs, zur Keimzelle Hamburgs. Dort, wo im 9. Jahrhundert die erste Kapelle des Ortes stand, steht nun die St. Petri-Kirche und hält das geschäftige Treiben um sie herum standhaft aus. Wir parkten vor dem Rathaus, das Ende des 19. Jahrhunderts nach ca. 50-jähriger Bauzeit fertiggestellt worden war, nachdem im Großen Brand 1842 das alte gesprengt worden war. Mit seinem Markt und den Arkaden sollte das Stadtzentrum etwas italienische Flair nach Norddeutschland holen. Hier endete unsere Vormittagstour und jeder ging seiner Wege… bis…
… wir uns am Abend an den Landungsbrücken wiedertrafen, um die Reeperbahn noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Nachdem wir Hamburgs höchsten „Innenstadtberg“ erklommen hatten, ruhten wir uns etwas vor dem Bernhardt-Nocht-Institut für Tropenmedizin, dem Tropeninstitut von Weltruhm. Hier hörten meine Gäste bereits erste Informationen zur Reeperbahn, der Prostitution und dem Gegensatz zwischen Hamburg und Altona. Durch die Davidstraße passierten wir auch die für Frauen „verbotene“ Herbertstraße und kamen dann an der Davidwache, der Hauptwache der Reeperbahn an. Von dort aus machten wir einen kleinen Abstecher in eine der Seitenstraßen, die mittlerweile häufiger von Hamburgern genutzt werden, um den ca. 200.000 Besuchern am Wochenende auszuweichen. Auf der „Rückseite“ der Großen Freiheit hielten wir kurz am ehemaligen Israelitischen Krankenhaus an und betraten dann von Norden die Große Freiheit. Noch ein Blick auf die katholische Kirche St. Josef und auf den ehemaligen Star Club entschieden wir uns nebenan in der Olivia Jones Bar ein Schnäpschen zu uns zu nehmen. Ein Hamburger Original sollte es sein: Helbings Kümmel.
Und dann war der schöne Ausflug schon wieder vorbei… Ich verabschiedete mich noch am Bus von Ihnen und hoffe, dass Sie wiederkommen werden – in die schönste Stadt der Welt!