Treppauf – Treppab im Zürichhaus
Mein Blog im Januar 2021 zum Thema Treppenhäuser in Hamburg beginnt mit einem teils umstrittenen Bau aus den 1990er Jahren: dem Zürichhaus. Zwei großzügige, lichterfüllte Innenhöfe werden durch eine Glasfront von der Straße getrennt. Die Weite in den Innenhöfen wirkt verschwenderisch, doch angenehm. Zusätzlich weist das Zürichhaus weitere Merkmale eines Kontorhauses auf: ein Sockelgeschoss mit Möglichkeit zur Ladennutzung, einen Mittelbau, ein Dachgeschoss und frei einteilbare Geschossflächen.
Die Spindeltreppen, die sich zum Glasgewölbe hinaufschrauben, liegen außen wie Spiralen vor der Stirnseite des Gebäudeinneren. Gleich nebenan befinden sich die gläsernen Fahrstühle, die ein wenig an Paternoster erinnern. Im Gegensatz zu den kommenden Treppenhäusern in meinem Blog, steht im Zürichhaus der sachlich-funktionale Zweck im Vordergrund, so dass die schnörkellosen Windungen durch ihre Klarheit und technische Eleganz lediglich die innenliegende Fassade gliedern. Interessant ist ein Vergleich der Treppen im Zürichhaus mit denen im Meßberghof, denn sie ähneln sich in der Form, doch nicht in den Materialien.
Insgesamt ist der Blick die Treppen hinauf und hinunter mit einem umfassenden Perspektivwechsel verbunden und erweitert den Horizont. Die Ausgestaltung der Lichthöfe mit Bäumen, Brunnen und Bistro kreiert die einladende Atmosphäre einer Piazza und bildet gleichzeitig einen repräsentativen Eingangsbereich.
TIPP: Bei Hitze lässt es sich im Innenhof gut abkühlen und bei Kälte gut aufwärmen.
Wie gern würde ich Sie als zertifizierte Gästeführerin durch die Hansestadt führen und einen Stadtrundgang zum Thema Treppenhäuser machen, doch das ist uns zurzeit nicht vergönnt. Gern können Sie mich kontaktieren, um eine Stadtführung zu organisieren, sobald es wieder möglich ist. Ich freue mich auf Ihre Ideen oder Sie schauen einfach unter Hamburgtouren, welche Stadtbesichtigung Ihren Geschmack trifft.
Züricher Versicherung
Die 1875 gegründete Züricher Beteiligungs-Aktiengesellschaft (Deutschland) hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und zählt zu den zehn größten Versicherungsunternehmen in Deutschland. In Frankfurt befindet sich das „Zürich-Haus“ im Opernturm.
Architekten Gerkan, Marg und Partner
Das 1965 von Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg in Hamburg gegründete Architekturbüro hat mittlerweile Niederlassungen weltweit. Nach einem überraschenden Gewinn der Ausschreibung um den Bau des Flughafens Berlin-Tegel entwickelte sich das Architekturbüro rasant. Mit Auszeichnungen für beispielsweise den Kulturpalast in Dresden und die Greenland Central Plaza, Zhengzhou, China belegt gmp seinen Ruf als international bekanntestes deutsches Architekturbüro. Selbstverständlich finden sich in Hamburg neben dem Zürich-Haus weitere Bauten dieser Architekten: zum Beispiel das Hanseviertel (über das ich im Dezember 2020 berichtete und das mittlerweile unter Denkmalschutz steht), die Gyula-Trebitsch-Schule, die S- und U-Bahnstation Elbbrücken, die Erweiterung der Unternehmenszentrale Gebr. Heinemann sowie die Wohnbebauung am Harderweg.
Treppenhäuser und ihre Funktion(en)
Treppenhäuser sind und waren nicht nur ein zweckgebundenes Gebäudeteil zum hinauf- und hinabsteigen, sondern stell(t)en viel mehr Orte der Kommunikation und Repräsentation dar. Auf der Suche nach beeindruckenden und wunderschönen Treppenhäusern stellen sich heutzutage allzu häufig Hindernisse wie Reklameschilder, vollgestellte Schaufensterscheiben und Ladentüren in den Weg. Jedoch lohnt es sich, einmal genauer hinzusehen!
Viele der Hamburger Treppenhäuser vor allem in den Kontorhäusern lassen heute nichts von ihrer ehemaligen Schönheit und ihrem Dekor vermissen. Obwohl der Bau eines Treppenhauses immer einen Kompromiss bedeutet zwischen Ästhetik und Ökonomie sowie zwischen den Wünschen der Bauherren und den Ansprüchen der Architekten, findet man in Hamburg vielleicht durch die Repräsentationslust der Hamburger Kaufmänner beeinflusst, Treppenhäuser, die Empfangssälen gleichen. Gleichzeitig jedoch dient ihr repräsentativ-machtvolles Äußeres dem Verstecken von allem, was dem Funktionieren entspricht. Dekorationen wie geschnitzte, gemeißelte oder gegossene Pflanzen, Blüten und Masken aus Holz, Stein oder Bronze, Bögen, filigrane Gitter, Marmor oder Granit lenken von den Funktionen des Hauses ab.
„Entrees, Foyers und Treppenhäuser sind Repräsentationsräume. Sie stellen die Verbindung zwischen der öffentlichen Straße und dem halböffentlichen Gebäude her, sind nicht mehr außen, aber auch noch nicht innen. Treppenräume haben also nicht nur die funktionale Aufgabe, verschiedene Ebenen innerhalb des Hauses zu überwinden, sie vermitteln, sie haben eine kommunikative Aufgabe als Orte der Begegnung, als Symbol für Bewegung.“ (aus „Hamburger Treppenhäuser“ von Allenstein und Pasdzior)
TIPP: Leihen Sie sich das Buch einmal aus den Hamburger Bücherhallen aus, lesen Sie es und schauen sich die Bilder an! Kommen Sie selbstverständlich auch gern mit mir auf Treppenhaustour! Es gibt viel zu entdecken!