Hamburg empfängt 2 – Das Mönckeberghaus

Treppauf – Treppab im Mönckeberghaus

Nach dem ersten moderneren Treppenhaus letzte Woche, widmen wir uns diese Woche einem etwas historischerem Kontorhaus und seinem Treppenhaus: dem Mönckeberghaus. Wie der Name vermuten lässt, steht es an der Mönckebergstraße mitten in der Innenstadt und ist doch etwas unauffällig in zweiter Reihe hinter dem Mönckebergbrunnen versteckt. Der Architekt Claus Meyer entwarf das 1909 fertiggestellte Gebäude als Mietkontorhaus mit dem Maurermeister Ferdinant Usinger.

Das Kontorhaus folgt der Schwingung der Straße und ist außen mit Wasserspeiern sowie geometrischen und historisierenden Ornamenten versehen. Nachdem im zweiten Weltkrieg der Dachstuhl zerstört worden war, konnte beim Wiederaufbau 1949 ein Staffelgeschoss hinzugefügt werden. Obwohl das Treppenhaus über mehrere Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten hinweg einiges von seiner ursprünglichen Eleganz verloren hat, lassen der marmorne Antrittspfosten, die gold-metallischen Treppenstäbe im Stil der Wiener Werkstätten sowie die gelegentlichen Schmuckornamente an den in einem changierenden Grün verfliesten Wänden auf den früheren Charme schließen. In einem Dreieck geschwungen verläuft die Marmortreppe hinauf, auch heute noch an verschiedenen Kontoren vorbei. An einer Spitze lässt jeweils ein Fenster viel Tageslicht aus dem Lichthof in das Treppenhaus.

TIPP: Die Pause beim Shoppen auf der Mö mal für etwas Außergewöhnliches nutzen.

Wie gern würde ich Sie als zertifizierte Gästeführerin durch die Hansestadt führen, einen Stadtrundgang oder eine Treppenhaustour machen, doch das ist uns zurzeit nicht vergönnt. Neu im Programm sind meine Online-Touren, auf die ich Sie ganz bequem von zu Haus aus mitnehme! Gern können Sie mich kontaktieren, um eine Stadtführung später dieses Jahr oder einen Online-Rundgang zu organisieren. Ich freue mich auf Ihre Ideen oder Sie schauen einfach unter Hamburgtouren, welche Stadtbesichtigung Ihren Geschmack trifft.

 

Bürgermeister Mönckeberg

Johann Georg Mönckeberg (1839-1908) starb in seinem siebten Jahr als 1. Bürgermeister der Stadt Hamburg und ist somit neben Gustav Heinrich Kirchenpauer, der Bürgermeister, der am häufigsten den obersten Platz im Senat einnahm. Man sollte jedoch bedenken, dass zwischen 1860 bis zur Weimarer Republik von 1918 die Amtsperiode des 1. Bürgermeisters nur ein Jahr betrug, zuvor war man in der Regel ein Jahr lang 2. Bürgermeister und „pausierte“ danach ein Jahr lang.

Die Mönckeberstraße, der Mönckebergbrunnen und das Mönckeberghaus sind nach diesem ehemaligen Bürgermeister benannt, der aufgrund seiner Staatsdomäne der Staatsfinanzen auch „Pfennigfuchser“ genannt wurde, und vor allem Beliebtheit erntete, weil er sich 1905 gegen den Wahlrechtsraub zugunsten der Besserverdienenden ausgesprochen hatte.

Mönckeberg hatte nach seinem Jurastudium die Arbeit als Anwalt aufgenommen und saß außerdem im Aufsichtsrat der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft. Er war in Hamburg geboren worden und starb auch dort. Somit ist er auf dem Friedhof Ohlsdorf in der Familiengrabstätte der Mönckebergs beerdigt.

 

Treppenhäuser und ihre Funktion(en)

Treppenhäuser sind und waren nicht nur zweckgebundene Gebäudeteile zum Hinauf- und Hinabsteigen, sondern stell(t)en viel mehr Orte der Kommunikation und Repräsentation dar. Auf der Suche nach beeindruckenden und wunderschönen Treppenhäusern stellen sich heutzutage allzu häufig Hindernisse wie Reklameschilder, vollgestellte Schaufensterscheiben und Ladentüren in den Weg. Jedoch lohnt es sich, einmal genauer hinzusehen!

Viele der Hamburger Treppenhäuser vor allem in den Kontorhäusern lassen heute nichts von ihrer ehemaligen Schönheit und ihrem Dekor vermissen. Obwohl der Bau eines Treppenhauses immer einen Kompromiss bedeutet zwischen Ästhetik und Ökonomie sowie zwischen den Wünschen der Bauherren und den Ansprüchen der Architekten, findet man in Hamburg vielleicht durch die Repräsentationslust der Hamburger Kaufmänner beeinflusst, Treppenhäuser, die Empfangssälen gleichen. Gleichzeitig jedoch dient ihr repräsentativ-machtvolles Äußeres dem Verstecken von allem, was dem Funktionieren entspricht. Dekorationen wie geschnitzte, gemeißelte oder gegossene Pflanzen, Blüten und Masken aus Holz, Stein oder Bronze, Bögen, filigrane Gitter, Marmor oder Granit lenken von den Funktionen des Hauses ab.

Entrees, Foyers und Treppenhäuser sind Repräsentationsräume. Sie stellen die Verbindung zwischen der öffentlichen Straße und dem halböffentlichen Gebäude her, sind nicht mehr außen, aber auch noch nicht innen. Treppenräume haben also nicht nur die funktionale Aufgabe, verschiedene Ebenen innerhalb des Hauses zu überwinden, sie vermitteln, sie haben eine kommunikative Aufgabe als Orte der Begegnung, als Symbol für Bewegung.“ (aus „Hamburger Treppenhäuser“ von Allenstein und Pasdzior)

TIPP: Leihen Sie sich das Buch aus den Hamburger Bücherhallen aus, lesen Sie und bewundern Sie die Bilder! Es gibt viel zu entdecken! Oder machen Sie eine Tour mit mir!